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Pro Kunst mit Procreate: Stephan erklärt's. Youtube-Tutorial zum Mitmachen

Aktualisiert: 10. Sept. 2021


Es gibt schon tolle Sachen, die man mit einem iPad anstellen kann. Digital Art, zum Beispiel. Mit oder ohne Pen, frei gezeichnet oder aus Foto-Motiven zusammengestellt, übermalt, mit Filtern unterlegt, nachbearbeitet, mit Schrift ergänzt, personalisiert...

So vielfältig wie die Bildbearbeitungs-Programme selbst sind, so unterschiedlich ist auch die Bild-Nutzung: Digital Art lässt sich per Mausklick mit Freunden teilen, auf Social Media hochladen oder aber auch als ein hochwertiges Kunstprint ausdrucken, je nach Auflösung auch richtig groß, zum Beispiel auf eine Leinwand. Adé, öde Poster von der Stange! Vorhang auf für selbst designte, innovative und farbenfrohe Digital Art!22

Eine besonders userfreundliche und mit 10 € Anschaffungskosten durchaus erschwingliche Zeichen-App nennt sich Procreate. Ihr Name ist Programm: Fürs Kreieren erschaffen, verhilft sie sogar den weniger begabten Zeichnern unter uns zu eindrucksvollen, professionell anmutenden Ergebnissen.


Folge 1 des PROCREATE ARTFACTORY-Tutorials: "Kreativtraining"


Nun ist vielleicht nicht jeder von uns ein Digital Native. Nicht jedem fliegen neue Apps und Programme zu. Und nicht jeder hat dann auch noch Zeit und Muße, sich in alle diese Bildbearbeitungs-Programme samt ihrer unzähligen Funktionen hineinzufuchsen. Also werden Creative Apps "nur mal schnell" heruntergeladen, die Funktionen "nur mal eben" überflogen und in Folge nur sehr einseitig genutzt.



Aber zum Glück gibt es erfahrene Künstler und Designer, die sich für uns, Digital Banausen, in die Bresche schmeißen. Im Schweiße ihres Userprofils leisten sie Pionierarbeit: Sie klicken sich durch die neueste Design-Software durch, probieren die coolsten Filter aus, die ergonomischsten Pens und andere futuristisch anmutende Gadgets. Und wenn sie neben ihrem Fachwissen auch noch über pädagogisches Talent verfügen, dann ist der Rest ein Spaziergang. Dann können wir uns entspannt zurücklehnen und uns von diesen Digital Pioneers durch die Neue Schöne (App-)Welt navigieren lassen. Herrlich!


Einer dieser Natural Born Art Teachers heißt Stephan Geisler. In seinem Hauptberuf ist Stephan ein bildender Künstler, seit vierzig Jahren schon. Er arbeitet gern großformatig, mal mehr, mal weniger abstrakt, mal analog, mal digital - und immer mit einer Prise Humor.



Neben bildender Kunst betätigt sich Stephan genauso gern und intensiv auf dem Feld der Kunstvermittlung. Deswegen haben Stephan und ich uns überhaupt kennengelernt: 1995, kurz vor meinem Abi, haben meine Schwester Nina Römer (geb. Tangian) und ich Stephans privat geführte Malschule in Dortmund aufgesucht. Wir wollten uns nach dem Abi an einer Kunstakademie bewerben und brauchten Unterstützung vom Profi. Und was soll ich sagen? Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Nicht im regulären Kunstunterricht an der Schule und schon gar nicht an der Düsseldorfer Kunstakademie, an der ich später studierte, habe ich Malen und Zeichnen gelernt, sondern bei Stephan. In einem Jahr intensiven Training bekam ich nicht nur meine Bewerbungsmappe fertig, sondern eignete mir handwerkliche Skills an, mit denen ich später vor meinen Künstlerkollegen, vor allem aber vor mir selbst bestehen konnte und die ich heute an meine Schüler weitergebe.


"Kunst kommt vom Können"? Von wegen! Heute weiß ich, dass vom Können allein noch keiner zum Künstler geworden ist. Doch damals, frisch von der Schule, wünschte ich mir nichts sehnlicher als "richtige Techniken" zu erlernen. Dieses Bedürfnis nach handwerklichem Knowhow hatte Stephan als Pädagoge sehr ernst genommen. Mit großer Wertschätzung und Empathie ging er auf jeden einzelnen seiner Schüler ein, auf seine individuelle Stärken und Schwächen, seine Fragen, Probleme und Wünsche. Nebenbei zeigte er uns, wie man plastisch schraffierte, Farbe aus reinen Pigmenten herstellte, wie man seine Mappe zusammenleimte, Keilrahmen bespannte und Leinwände grundierte.


Zwischendurch zeichneten wir auch auswärts: Mal führte uns Stephan in den Zoo, wo wir mit Tusche und Bambusfeder Flamingos im Nieselregen skizzierten. Oder wir besuchten stillgelegte Zechen, von denen es im Ruhrgebiet so viele gab und an deren spröden Architektur wir uns perspektivisch abarbeiten konnten. Aber auch sonst gab es genug spannende Motive zu studieren: Aktmodelle, exotisches Obst, Geschirr-Pyramiden und Ballett-Tänzer in Aktion, deren flüchtige Pirouetten wir mit ebenso flüchtigen Strichen festzuhalten versuchten...


Kleiner Bonus: Stephans Stillleben-Arrangements zum Nachzeichnen, witzig und inspirierend. Also schnappt euch Kohle, Feder oder Bleistift und los geht's!



Seitdem sind viele Jahre vergangen, in denen ich immer wieder an Stephans Malschule gedacht habe. Spätestens seitdem ich selbst Kunst unterrichte, fasziniert mich das Wie der Vermittlung mindestens genauso wie das Was. Und jedes Jahr kommen neue Einsichten hinzu. Damals dachte ich, dass man nur ausreichend üben und sich "richtige Techniken" aneignen musste, um ein "echter Künstler" zu werden. "Kunst kommt vom Können": Bei all ihrer Verhasstheit eigentlich eine tröstliche Idee, weil sie Planbarkeit suggeriert und Ehrgeiz und Fleiß belohnt. Doch in der Praxis hatte sich diese Idee als hoffnunslos positivistisch und vollkommen realitätsfern erwiesen. Andererseits - ganz falsch war sie auch wieder nicht: Üben und Zeichnen hatte noch keinem Künster geschadet. Die Sache mit dem Kunstvermitteln ist eben facettenreich.


Im Übrigen war Stephans Kunstunterricht viel weniger auf das Vermitteln von "Techniken" ausgerichtet, als ich es damals angenommen hatte. Erst viele Jahre später begriff ich, dass er uns anhand vieler praktischer Übungen mit der allgemeinen Methodik des künstlerischen Arbeitens vertraut gemacht hatte: ein komplexes Wechselspiel aus Planen, Steuern, Gegensteuern und schließlich Loslassen. Die "Technik" als solche blieb stets nur Mittel zum Zweck.


So erklärte uns Stephan beispielsweise, dass Kunst beim genauen Beobachten beginnt und mit einem genau getimten Schlussstrich endet. Wir lernten, dass man bei einer Zeichnung wie bei einem literarischen Essay Schwerpunkte setzen und Mut zur Lücke haben sollte. Von Stephan erfuhren wir auch, dass man ein Bild überzeichnen oder auch totmalen kann. Für mich persönlich war es der Augenöffner, der erste Schritt in Richtung "weniger ist mehr" - und es sollten viele weitere Schritte folgen, bis von meinem "großen Wurf" "fast nichts" im Sinne von "genau richtig" übrig blieb. Auch bei seinen eigenen Bildern setzte Stephan konsequent auf präzises Timing: Kaum ein anderer Künstler beherrschte die Kunst des rechtzeitigen Absprungs wie er, und dafür bewundere ich Stephan bis heute.


Zwischenzeitlich hatten Stephan und ich uns aus den Augen verloren. Facebook sei Dank kreuzten sich unsere Wege aber wieder. Kürzlich verabredeten wir zu einer Videokonferenz, um uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen und über künstlerische Kooperationsmöglichkeiten gemeinsam nachzudenken. Dieser Blogbeitrag ist ein Auftakt dazu.


Bei unserem kurzweiligen und herzlichen Gespräch erzählte Stephan, dass er in den letzten Jahren viel gereist war, eine Weile in Dubai gelebt hatte, dass er künstlerisch nach wie vor extrem viel arbeitete, von internationalen Galerien vertreten wurde, inzwischen aber wieder in Ruhrgebiet wohnte, genau genommen in Bochum, wo er in seinem beneidenswert großen Atelier nicht nur an seiner eigenen Kunst weiter feilte, sondern weiterhin auch Kunst vermittelte, in Kursen, Online-Seminaren und im Einzelunterricht.



Weil sein Unterricht für mich seinerzeit so unwahrscheinlich hilfreich und weichenstellend gewesen ist, kann ich mir nur wünschen, dass er so viele junge angehende Künstler wie möglich erreicht. Das digitale Zeitalter macht es möglich: Viele seiner Kurse laufen online, so dass man an ihnen von jedem Teil dieser Welt partizipieren kann. Seine Gruppenkurse, individuelle Korrektur-Angebote, Mappenberatung und vieles mehr findet ihr unter dem Link hier.



Aus gegebenem Anlass laufen Stephans Kurse gerade sogar ausschließlich online. Doch schon vor Corona hatte er sich intensiv mit der Digitalisierung, den neuen Medien und ihrem Mehrwert für die künstlerische Praxis auseinandergesetzt. Dazu gehört auch die anfangs genannte App Procreate. 2020, gleich zu Beginn des ersten Lockdowns, hat Stephan einen eigenen Youtube-Kanal ins Leben gerufen, PROCREATE ARTFACTORY. Hier kann man unverbindlich in seine Unterrichtsmethodik hineinschnuppern und gleichzeitig viel Nützliches über Procreate im Besonderen und digitale Bildbearbeitung im Allgemeinen lernen. Dazu heißt es in einem Einleitungstext:


"Stephan Geisler konzentriert sich nicht primär auf die rein technische Seite des Programms [Procreate], sondern als analog geprägter Künstler ist ihm die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Programm sehr viel wichtiger. So sind in der ersten Staffel gut 20 „Mitmachvideos“ entstanden, bei denen jeder Zuschauer aufgefordert wird, den Übungen theoretisch oder noch besser praktisch zu folgen."


Wie schon bei Stephans analogen Zeichenkursen, so steht auch bei diesem Tutorial nicht die Technik im Vordergrund; vielmehr möchte Stephan aufzeigen, welches Potenzial diese App für die Kunstpraxis hat. Folgerichtig leitet Stephan sein allererstes Video zu Procreate mit den Worten ein:


"Heute soll es um ein relativ einfaches Prinzip gehen, aber das ist oftmals ja sowieso das Geheimnis, wenn es ums künstlerische Arbeiten geht, dass man nicht alles nutzt, was man zur Verfügung hat – und diese Geräte haben sehr viele Möglichkeiten, das wisst ihr, und ihr habt wahrscheinlich selbst schon sehr viel ausprobiert, - aber wir wollen uns heute ganz bewusst ein bisschen beschränken."


Ob analog oder digital, Stephan bleibt seinem didaktischen Motto treu: Die Technik ist zwar nicht das Ziel - doch ein wenig "Vorsprung durch Technik"* kann den Weg zum Ziel durchaus ebnen. Wer also seine handwerklichen Fertigkeiten auf den neusten Stand bringen möchte, wird in diesem inspirierenden, praxisorientierten und natürlich kostenfreien Procreate-Tutorial fündig. Die erste Stafel ist bereits abgedreht und online abrufbar, die zweite Stafel mit 20 weiteren Folgen ist in Planung. Es bleibt also spannend!


Und wer Stephan als Dozenten für eine eigene Veranstaltung gewinnen möchte - zum Beispiel im Rahmen einer schulinternen Lehrerfortbildung (SchiLf), zur Einführung von Procreate in einem Kunst-Leistungskurs, Seminar, Workshop und und und, - kann sich gern direkt an ihn wenden. Zu seinen Kontaktdaten geht es hier entlang.


Und nun viel Spaß beim Klicken, Scrollen und Experimentieren mit Procreate & Co. Lasst die Spiele beginnen - und schickt mir eure Procreate-Experimente zu, damit ich sie hier posten und auch andere Kreative für diese App begeistern kann!


Go ahead and procreate!


Eure Procreate-Experimente könnt ihr an folgende Adresse schicken: katia.tangian@gmx.net


Folge 15 des PROCREATE ARTFACTORY-Tutorials: "Selfies und Portraits verändern 2"


 

Links zu Stephan Geislers Projekten



Zeichenkurse von Stephan Geisler: Malerei-, Zeichen- und Procreate-Trainings unter


Stephan Geislers Homepage



Alle hier gezeigten Werke stammen von Stephan Geisler, nur die Technik variiert, passend zum Thema: Mal Foto, mal Druckgraphik, mal Zeichnung, mal Gemälde, mal Digital Print...



* "Vorsprung durch Technik" lautet der bekannte Werbeslogan des Autoherstellers Audi.

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