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AutorenbildKatia Tangian

Was alles möglich ist: Kunstunterricht trotz Corona

Aktualisiert: 10. Juli 2020

Als am Freitag, dem 13.03.2020 der Lockdown ausgerufen wurde, waren plötzlich alle Schulen zu und alle Fragen offen. Schüler wie Lehrer mussten erst herausfinden, wie es weitergehen sollte. Eine Trockenübung dazu hatte es nie gegeben, nur unsere alljährliche Feueralarmübung. Und vielleicht war es gerade dieser zu verdanken, dass beim Ausrufen des Lockdowns alle das Schulgebäude sehr zügig und ohne Umwege verlassen hatten. Immerhin.

Aber was sollte danach passieren? Show must go on, das war uns allen klar. Aber wie? Homeschooling? Sicher. Digital? Selbstverständlich. Doch eine Patentlösung hatten wir alle nicht. Wie sollte Unterricht auf Entfernung gelingen? Welche Vorkenntnisse und welches Equipment konnten wir voraussetzen? Und wie konnten wir unsere Schüler erreichen, ohne sie zu a) überfordern, b) unterfordern, c) benachteiligen, d) trietzen oder e) sie aus den Augen zu verlieren... Fragen über Fragen.


In allen Fächern bedeutete die Umstellung auf Homeschooling ein totales Umdenken. Auch im Fach Kunst. Bekanntlich lebt es von der Praxis und vom Austausch im Klassenverband. Darüber hinaus steckten gerade viele Lerngruppen in Projekten, die zu Hause nicht realisierbar waren: Nicht jeder Schüler verfügte über eigene Acrylfarbe, Ton oder Linolplatten, und Materialbeschaffung in Zeiten von Lockdown war ohnehin schwierig.


So musste ich meinen Unterricht wie viele andere Kollegen auch komplett umstellen. Den Anfang machte dieser Blog, den ich gleich zu Beginn des Lockdowns im März gründete. Damit wollte ich neue Kommunikationswege ausprobieren und das Homeschooling etwas abwechslungsreicher gestalten. Parallel dazu stand ich mit meinen Schülern im ständigen Mail-Kontakt. Sie schickten mir die Bilder ihrer Zwischenergebnisse zu, ich schickte ihnen neue Arbeitsaufträge, beriet sie bei ihren laufenden Projekten und half ihnen mit allgemeinen Tipps und individuellen Problemlösungen aus.

Dabei lernte ich viele Schüler von einer neuen Seite kennen. Einige von ihnen, im Klassenverband eher still und zurückhaltend, erwiesen sich im schriftlichen Verkehr als ausgesprochen eloquente und reflektierte Gesprächspartner. Andere tauchten komplett unter und waren kaum zu erreichen. Und dann gab es wiederum Schüler, die sich derart in ihre Kunstprojekte hineinsteigerten, dass ich schon Sorge hatte, dass sie ihre anderen Fächer vernachlässigten. Mit mehreren von ihnen stand ich in einem fast täglichen Austausch. Und gerade ihre Ergebnisse fielen am Ende einfach überragend aus. Als wir uns nach der langen Kontaktsperre wiedersahen und die Schüler ihre Mappen vor mir ausbreiteten, ihre Bilder ausrollten, ihre Laptops aufklappten und ihre Architekturmodelle auf die Tische hievten, waren es sehr ergreifende Momente voller Stolz, staunender Mitschüler-Augen und ein paar Rührungstränchen meinerseits. Letztlich hatte der Lockdown vieles in neues Licht und uns alle näher zusammen gerückt - und zwar auf Entfernung und vollkommen kontaktlos. Verrückt.


Anfang Mai öffneten die Schulen ihre Pforten, und die ersten Schüler kehrten in ihre Klassenräume zurück. Viele atmeten erleichtert auf (durch ihre Masken, wohlbemerkt). Endlich konnten sie ihre sozialen Kontakte wieder pflegen (mit zwei Metern Abstand, versteht sich). Und auch der normale Unterricht im Klassenverband konnte wieder weitergehen. Das heißt, in halber Klassengröße, und nur alle zwei Wochen, außerdem abzüglich der Schüler, die zur Risikogruppe gehörten und weiter im Homeschooling beschult wurden... Okay, unter dem Strich waren wir vom normalen Unterrichten weit entfernt.

Auch im Fach Kunst. Da wir keine Materialien austeilen und keine Wasser-becken benutzen sollten, mussten wir vom Malen und Basteln auf Blei- und Buntstifte umsteigen. So viel zum Thema Trockenübungen. Und weil die Option Quarantäne weiterhin im Raum stand, ließen Schüler ihre Materialien nicht wie gewohnt in unseren Schubladen liegen, sondern nahmen sie nach jeder Stunde mit. Viel Schlepperei also für den Fall, dass Schulen wieder schließen müssten.



Aber man wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben, und so wurden meine Elft- und Zwölftklässler zu wahren Surrealismus-Experten; meine Neunt- und Zehntklässler eigneten sich profunde Kenntnisse der menschlichen Anatomie an; und die Architektur- und 3D-Modelle meines 12er Leistungskurses hätten die professioneller Landschaftsarchitekten in den Schatten stellen können. In Dauerschatten, wohl bemerkt.

Nun denn. Inzwischen war es Anfang Juli. Draußen wie drinnen wurde die Ernte eingefahren, ich sammelte die letzten Projekte ein, mein Fach im Lehrerzimmer quoll vor eingereichten Mappen über, und auch mein elektronisches Postfach klingelte und ratterte in einer Tour.

Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Wer hätte gedacht, dass Kunst in diesem Corona-Mikroklima derart gut gedeihen würde? Ob der erzwungene Hausarrest kreative Energien freigesetzt hatte? Neue Zeitfenster eröffnet hatte? Lust auf Schule gemacht hatte? War es die notgedrungene Multimedialität der Kunstvermittlung, die der Praxis besonders förderlich gewesen war? Oder die indivduelle Online-Betreuung? Die kleinen Lerngruppen in der Schule? Der Themenwechsel?




Man weiß es nicht. Eins stand aber fest: Die diesjährigen Schülerarbeiten waren so beeindruckend und inspirierend, dass es mir unmöglich erschien, sie mit einer Zahl zwischen 0 und 15 abzutun und zur Tagesordnung zurückzukehren. Auch eine Ausstellung in der Schule hätte so kurz vor den Sommerferien nur wenig Aufmerksamkeit bekommen, zumal der Schulbetrieb immer noch auf Sparflamme lief. Letztlich erschien es mir nur logisch, die Schüler-Arbeiten* dort zu zeigen, wo alles angefangen hatte: hier in diesem Blog. Alle inhaltlichen Impulse finden sich in den jeweiligen Blogbeiträgen wieder; im (mehr oder weniger) regulären Kunst-unterricht nach dem Lockdown wurden die einzelnen Themen lediglich vertieft.



Diese lassen sich drei Kernthemen zuordnen: Anatomie (9. und 10. Klasse), surreales Stillleben (11. und 12. Jahrgang) und Architektur (12er Kunst-LK sowie einzelne Schüler des 10. Jahrgangs). Bei Interesse können die farbig markierten Schlüsselwörter angeklickt werden, und schon wird man zum ursprünglichen Blog-Beitrag geleitet. So kann man den kreativen Prozess vom Textimpuls über die eigene Idee bis hin zum fertigen Kunstwerk verfolgen. Meine Arbeitsblätter dazu habe ich hier ebenfalls verlinkt. Darin werden Fachbegriffe geklärt, handwerkliche Skills vermittelt und das eine oder andere nützliche YouTube-Tutorial vorgestellt. Eigentlich findet sich hier alles, um ein eigenes Projekt zu starten - und seitdem Baumärkte und Kunstbedarf-Läden wie Boesner wieder aufhaben, steht der eigenen Praxis nichts im Wege. Wer weiß, vielleicht bekommt der eine oder andere Jugendliche Lust, sich selbst an einem dieser Themen abzuarbeiten. Die Sommerferien stehen schließlich vor der Tür...

* Alle Abbildungen oben sind Detailaufnahmen aus Bildern, die unten vollständig und mit Namenangabe wiedergegeben werden. Alle Bilder werden mit dem Einverständnis der Schüler gezeigt.


Impressionen aus dem Homeschooling: Bilder, die mir Schüler schickten

Marion H. (12 LK), Adrian W. (11), Noah G. (12), Pauline P. (11), Yasin D. (10)


Marlene D. (12 GK)



 

1. #Aktzeichnen ohne Akt:

Anatomie in der 9. und 10. Klasse


1.1. Gliederpuppe als Warm Up

Anna-Lina T., Carolin G., Anna Sch., Jolin N., Maxime F., Pia K.,Julia H., 10. Klasse


Evelin K., 10. Klasse


1.2. Anatomisches Zeichnen nach Fotovorlage


Mein Tafelbild zum Thema Anatomie (zur Inspiration während der Stillarbeit-Phase entstanden)


Das Thema Anatomie war an sich schon komplex genug, und in Zeiten von Corona erst recht. Während ich für gewöhnlich meine Schüler nach vorne bat und ihnen das anatomisch korrekte Zeichnen sowie plastisches Schraffieren auf einem Blatt demonstrierte, mussten wir nun zwei Meter Abstand wahren. Keine einfachen Zeiten für die kleinteilige und filigrane Bleistift-Technik. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch. Und so setzte ich verstärkt auf Video-Tutorials, zeigte das eine oder andere an der Tafel und ließ Übungen zuhause anfertigen und sie mir per Email schicken, unter normalen Umständen ein absolutes No Go.

Es zeigte sich jedoch, dass diese Praxis ihre Vorteile hatte. So konnte ich viel individueller auf einzelne Schüler eingehen, was mit dreißig Kindern in einer Doppelstunde pro Woche kaum möglich war. Außerdem konnten die Schüler zu Hause deutlich mehr Zeit an ihren Zeichnungen verbringen, während der normale Schultag von Gongs und Pausen durchgetaktet war. Diese dazu gewonnene Zeit wirkte sich wiederum sehr positiv auf die Arbeitsergebnisse aus. Beispielsweise hatte sich die Ausnahme-Zeichnerin Evelin K. über die Corona-Zeit derart gesteigert, dass ich mich langsam fragte, was ich ihr noch beibringen sollte. Zwei ihrer Anatomie-Zeichnungen sind unten zu sehen.

Aber auch andere Schüler waren über sich hinausgewachsen. Sowohl meine 9. als auch meine beiden 10. Klassen schaukelten sich, wie es schien, gegenseitig hoch: Keiner wollte zurückbleiben, alle wollten gleich gut sein, und jeder war hoch motiviert bei der Sache. So viel Ehrgeiz in Sache Zeichnen hatte ich zuvor noch nie erlebt, schon gar nicht so flächendeckend.



Jan Niklas Sch. (12. Jahrgang), Helen G., Julia H., (10. Klasse), Lucy B., Nam D. (9. Klasse)


Evelin K., 10. Klasse


Ursprünglich wollte ich mit einer meiner 10. Klassen das Thema Architektur behandeln. Doch wegen Corona und aufgrund der massiven Unterrichtskürzungen schwenkte ich auch dort auf das Thema Anatomie um. Allerdings waren drei Zehntklässler - allesamt Jungs - nicht von ihren Architekturprojekten abzubringen. Sie hatten sich schon in das SketchUp-Programm eingearbeitet und waren wild entschlossen, ihre Bauprojekte durchzuziehen. Ich redete in Engelszungen auf sie ein, versuchte ihnen klar zu machen, dass eine 3D-Visualisierung deutlich zeitaufwändiger wäre als das klassische Zeichnen, dass sie in den kommenden Wochen jede freie Minute am Rechner verbringen würden. Und hatten sie nicht noch andere Fächer, by the way? Nein, es war nichts zu machen. Die Jungs wollten bei ihren geplanten Häusern bleiben, koste es, was es wolle. Nun gut, so viel Ehrgeiz musste natürlich honoriert werden, zumal das Thema Binnendifferenzierung ganz oben auf unserer schulinternen Agenda stand.

Und tatsächlich: Entgegen meiner Befürchtungen wurden alle drei Schüler termingerecht fertig. Eigentlich ein Wunder, gerade beim Perfektionisten Michel, den ich seit der fünften Klasse kenne und der noch keins seiner Kunstprojekte rechtzeitig abgegeben hatte, weil er sehr hohe Ansprüche an sich stellte und diesen in der knapp bemessenen Unterrichtszeit nicht gerecht werden konnte. Nur gut, dass er dank Corona jede zweite Woche zu Hause arbeiten konnte! Endlich durfte er seine Zeit frei einteilen und sein Zeitmanagement-Problem wenn nicht beheben, so doch zumindest kaschieren. Hut ab!


Michel W., 10. Klasse: Escape Room in Stadthagen (SketchUp-Modell); Florian Sch., 10. Klasse: Kneipe in Stadthagen (SketchUp-Modell)


Plattdeutsche Impressionen: "Der ganze Raum ist im Stil eines alten Bauernhauses gehalten, mit versch. Sprüchen u. Ä. bestückt: „Nicht lang schnaken, Kopp in Nacken,“ „Watt mutt, dat mutt,“ „Wer Dag för Dag sien Arbeit deit, un ümmer op`n Posten steiht, und deit dat god und deit dat geern, de kann sik ok mol amüseern!“ „Na denn man tau“..."

Florian Sch.


 

2. #Seziertisch + Regenschirm + Nähmaschine:

Surrealismus im 11. und 12. Jahrgang


Zur handwerklichen Umsetzung, ganz besonders zum Verblenden von Buntstiften habe ich ein umfangreiches Arbeitsblatt erstellt. Denn wegen der gebotenen 2m-Abstand-Regelung ließ sich im Unterricht keine klassische Technik-Vorführung realisieren.

Beim Sichten verschiedener Tutorials (die Link-Liste dazu findet sich auf der zweiten Seite des Handouts) habe auch ich eine ganze Menge gelernt. Es stellte sich heraus, dass sich seit meinem Kunststudium einiges getan hatte, auch an der Buntstift-Front.

Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise war, dass die Sicherung einzelner Arbeitsschritte an der Tafel wegfiel: Alles Wesentliche stand bereits auf dem Handout. Und schließlich ist es bestens fürs Homeschooling geeignet - denn gut zehn Schüler, die zur Risiko-Gruppe gehörten, mussten weiterhin zu Hause beschult werden.


Den Leitfaden zur Buntstift-Technik kann man hier herunterladen:




Paul L., Alena M. (11. Jahrgang)

Unsere Aufgabenstellung bestand darin mit Buntstiften ein surreales  Bild zu malen, das dem Konzept der Montage nach Lautréamont, also dem  Verbinden von mehreren unpassenden Gegenständen, entspricht. Dabei  sollten wir uns an der Montage „Regenschirm und Nähmaschine auf Seziertisch“ orientieren, welche uns als Einführung in die Welt der  Surrealisten dienen und das riesige Thema Surrealismus einschränken  sollte.  
Als ich mit dem Arbeiten begann, flogen mir vielerlei Ideen zu Surrealismus durch den Kopf (...), bis ich mir etwas mehr Gedanken über meine momentane Home-Office Lage machte. Schulstress im Schutzraum Zuhause und Ungewissheit, wie und ob sich die Corona-Lage jemals normalisiert, brachten mich dann auf meine Idee; die Pistole als Telefonhörer. Ein Motiv, welches sowohl all die schlechten Nachrichten zurzeit als auch die aufkommenden nihilistischen Gedanken, in Anbetracht der Massen an Home-Office Aufgaben, repräsentiert.  

Paul L.

Vivienne D., 11. Jahrgang: Gesamtbild und Details


Surreales Stillleben. Ein Thema, wo man sich richtig schön austoben  kann, wenn man sich denn erst einmal in den Blogeintrag über Lautréamont durchgefuchst hat ;) Mit den vielen absurden Beispielen, die uns neben dem Text vorgezeigt wurden, brach sofort der Chaot in mir aus. Mein erster Gedanke war: „Mit meinem Werk möchte ich den Betrachter  verstören, aber auch zugleich faszinieren“. (...) Ich liebe es, die verschiedenen Reaktionen auf „unnormalere“  Motive von anderen zu sehen. Genauso genieße ich die Dramatik, die ein  realistisches Herz in einem unschuldigen Bild auslösen kann. (...) 
An Bunt- und Bleistiften mangelte es mir nicht. Was ich mir aber neu  angeschafft habe, war ein Aquarellblock und Babyöl. Zwei Dinge, die in  diesem Bild ihre Premiere hatten. Natürlich habe ich vorerst mit dem Öl  und den Farben auf dem neuen Papier rumprobiert, bevor ich mit meinem  Projekt angefangen habe (...). Es war fester und hatte eine andere Oberfläche. Leider war ich auch so hirnlos und habe leider erst zu spät bemerkt, dass ich auf der viel zu rauen Seite angefangen habe und dass, obwohl ja  noch eine glatte Seite existiert. Naja, das Babyöl hat mich (und das  Bild) erfolgreich gerettet. 

Vivienne D.

Alissa R., 11. Jahrgang: Gesamtbild, Zwischenschritt, Details


Den Anfang habe ich bei dem Fisch gemacht, was sich leider schnell  als eine schreckliche Wahl herausstellte, denn so früh hatte ich noch kein Gefühl für die Aufgabe. Schnell hatte ich die falschen Farben, die  falsche Technik und schlechte Laune am Hacken. Der Fisch wurde also  erstmal aufgegeben und die Kamera angefangen. Diesmal lief alles etwas  flüssiger und zusätzlich waren die großen Flächen mit wenig Detail perfekt zum Üben. Plötzlich stand ich aber vor einem anderen Problem.  Die Zeit war mir auf den Fersen. Ich hatte noch genau zwei Tage Zeit und  bin nicht gerade bekannt dafür schnell zu arbeiten. Nach einiger Zeit  voll panischem Zeichnen war gerade so die Kamera, ein paar Zigaretten  und der unterste Teil des Lampenfußes fertig. Die E-Mail an meine Lehrerin war also weniger „Hier ist mein wunderbares Bild!“ und dafür  mehr „Oh Gott, kriege ich noch Zeit bis zur nächsten Kunststunde?“. Diese Extrazeit wurde mir auch rasch gegeben. Alles, was jetzt  noch folgte, war nicht gerade anders als der Rest. Musik an, Vorlage raus  und los (...). Und  endlich, am Sonntag vor der finalen Abgabe war ich fertig. (Das war somit  übrigens auch das erste Mal, dass ich mit einem Kunstprojekt für die Schule fertig geworden bin). 

Alissa R.

Anna Sch., Crystal P., Sila K., Louisa G., (11. Jahrgang); Viktor R., Annika Sch., Til N., , Nasreen I. (12. Jahrgang)


Während des Zeichnens bin ich vermehrt auf Komplikationen gestoßen.  Beispielsweise habe ich meine Stifte nicht regelmäßig angespitzt. Somit  entstanden beim Zeichnen des Hintergrundes Kratzspuren von den Stiften,  die deutlich auf dem Papier zu sehen waren. Zudem habe ich bei meinem  ersten Bild zu früh mit dem Zeichnen des Hintergrundes begonnen und  konnte ursprünglich geplante Lichteffekte nicht mehr andeuten. Aber auch  meine Zeitplanung war suboptimal und machte sich nach einigen Stunden  des Zeichnens (ohne Pausen) durch fehlende Energie und daraus  resultierende Lustlosigkeit bemerkbar. Dies führte dazu, dass ich am  Abend vor der Bilderabgabe sehr unzufrieden mit meinem Werk war und mit  einer neuen Idee, gesammelten Erfahrungen und mehreren Pausen ein  zweites Bild malte.

Anna Sch.

Julia J., 11. Jahrgang



Janika Sch., 11. Jahrgang: Gesamtbild und Details


Auffällig war, dass das Thema Telefon bei vielen diesen Corona-Projekten eine Schlüsselrolle spielte. Mal war es ein modernes Handy, mal ein Retro-Telefon, doch in allen Fällen schien die Verbindung zur Außenwelt im Fokus zu stehen. Anstatt "nach Hause telefonieren", wie E. T. es sich mal herbeisehnte, sollte es in Zeiten von Lockdown von zu Hause aus nach draußen telefoniert werden. "2000 Mädchen, ich ruf' sie an," nahmen sich Die Ärzte mal ambitioniert vor. Bei all den abgebildeten Telefonen wäre dieses Vorhaben wohl realisierbar.

 

3. #Platzgestaltung unter Corona-Bedingungen:

#Langzeitprojekt des Kunst-LKs, 12. Jahrgang

Zur Einführung des diesjährigen Semester-Themas Platzgestaltung habe ich - wie schon zum Thema Buntstifte (s. o.) - ein Handout erstellt. Dieses kann hier gern heruntergeladen werden:




Des Weiteren kann hier der Auftrag für das Langzeitprojekt "Platzgestaltung / Begegnungen" eingesehen werden, den meine LK-Schüler des 12. Jahrgangs während des Lockdowns zu bearbeiten hatten:

"Unser Semesterthema ist vielversprechend gewesen. Viele Pläne, die gemacht worden sind, konnten leider nicht umgesetzt werden, als wir alle mit der Schulschließung aufgrund von der Pandemie konfrontiert worden sind. In der Zeit von Isolation wird allen klar, wie wichtig der Kontakt zu unseren Mitmenschen und wie zerbrechlich das soziale Netz wirklich sind. Die Idee einen Platz neu zu gestalten, der an Begegnungen erinnern oder sie gar auslösen soll, scheint auf den ersten Augenblick fast ironisch zu sein, aber die Auseinandersetzung mit diesem Thema hat mir geholfen, zu verstehen, dass, um Kontakte zu knüpfen, manchmal nicht nur der Wille, sondern auch Orte notwendig sind."

Rita L.

3.1. Vanessa V.: Umgestaltung des Stadthäger Bahnhof-Vorplatzes

Modell-Ansichten bei Tag und bei Nacht; Umfrage, Skizzen

Vanessas vollständige Reflexion findet sich (natürlich mit ihrem Einverständnis) hier:



"Ich habe mich für den Bahnhof in Stadthagen entschieden, da dieser in seinem derzeitigen Pflege- und Gestaltungszustand sehr kritisch bewertet wird und einer Umgestaltung würdig ist. Im Zuge des Oberthemas Begegnung habe ich den Platz als Treffpunkt von Freunden sowie als „Tür“ zur Stadt Stadthagen betrachtet, da dieser das erste ist, was neue per Zug anreisende Besucher begegnen würden (...). Ich wollte den Platz klarer in seine Bereiche aufteilen, mehr Aufenthaltsbereiche schaffen und den Platz generell einladender gestalten. Mittels der Aufarbeitung der Aufenthaltsbereiche soll der Bahnhofvorplatzes eine soziale Funktion als Treffpunkt erhalten, sodass sich die Nutzergruppen vervielfachen und der Platz nicht einfach nur als Querung genutzt wird."

Vanessa V.

Platzgestaltung in Heimarbeit: Rückblick


Das 2. Semesterthema des Kunst-LKs lautete "Platzgestaltung". Die Schüler*innen sollten sich mit öffentlichen Plätzen auseinandersetzen und einen Platz ihrer Wahl optimieren. Dieser sollte nicht nur optisch überzeugen, sondern auch noch die Bedürfnisse von diversen Platznutzern berücksichtigt - ein zutiefst soziales Thema.

Soweit die Theorie. Die Praxis sah allerdings anders aus. Es war wohl die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet in dem Halbjahr, in dem Schüler*innen öffentliche Plätze gestalten sollten, eine Pandemie ausbrach, die das gesamte öffentliche Leben lahmlegte. So konnte das Langzeitprojekt nicht wie geplant fortgeführt werden. Beispielsweise konnten Schüler keine Beobachtungsprotokolle anfertigen, weil sich an öffentlichen Plätzen niemand aufhielt und ihre Beobachtungen nicht repräsentativ gewesen wären.

Die Schüler selbst wiederum waren in ihrer Mobilität eingeschränkt. Daher mussten sie auf Plätze in ihrer Wohnnähe ausweichen – was im ländlichen Schaumburg Hundewiesen, Kinderspielplätze oder Aussichtsplattformen bedeutete.

Ein weiteres Problem stellte der Lockdown dar: Weil Baumärkte wochenlang geschlossen waren, mussten Schüler bei ihrer Materialbeschaffung kreativ werden. Dennoch haben 11 von 18 Schülern ein klassisches Architekturmodell aus Holz bzw. Leichtschaumplatten gebaut. Die Mehrheit wollte lieber handwerklich arbeiten, um einen Ausgleich zum computerlastigen Homeschooling zu haben.

Die anderen sieben Schüler aber hatten sich gegen das plastische Arbeiten und für 3D-Modelle entschieden. Dabei mussten sie sich erst in Computerprogramme wie SketchUp oder Blender einarbeiten, was einen enormen Vorbereitungsaufwand mit sich brachte. Trotzdem standen die meisten Schüler auch im Nachhinein hinter ihrer Entscheidung: Sie alle haben dabei wertvolle Kompetenzen erworben, auf die sie in Zukunft gerne zurückgreifen würden.

Eine besondere Aufgabe kam dabei Lennart B. zu, der Videos von seinem Platz und den Plätzen seiner Mitschüler produziert hat. Lennart hat die Expertise, die er sich beim Animieren angeeignet hat, mit seinen Mitschülern bereitwillig geteilt. Er hat viel Zeit ins Programmieren und Rendern investiert und ermöglicht uns somit einen mühelosen Spaziergang über fünf Plätze. Vielen Dank dafür!

Die im Rahmen dieser Ausstellung exemplarisch vorgestellten Projektreflexionen (s. Textauszüge) fallen ausnahmslos positiv aus. Auch wenn es beim Basteln und Programmieren durchaus Schwierigkeiten gegeben hat, bewerten Schüler ihre Projekte durchwegs als befriedigend und sinnhaft. Zudem sind sie stolz auf ihre Ergebnisse. Zurecht – denn sie haben in einer absoluten Ausnahmesituation eindrucksvolle, aufwändige und kreative Ergebnisse erzielt, welche nun der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Vom öffentlichen Platz über den Lockdown zurück in die Öffentlichkeit: So schließt sich der Kreis.


3.2. Wanda W.: Umgestaltung des Varenwalder Platzes in Hannover. Modell, Karten, Fotos (Google Street View)