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AutorenbildKatia Tangian

Werwolf: Kartenspiel als Linoldruck

Aktualisiert: 23. Juni


Wer das Spiel noch nicht kennt, dem sei es wärmstens empfohlen: Die Werwölfe von Düsterwald. Je nach dem, welche Karte man zieht, ist man bei diesem Gesellschaftsspiel ein friedlicher Dorfbewohner - oder eben ein Werwolf, der nachts das schlafende Dorf heimsucht und einen Spieler nach dem anderen eliminiert. Je größer die Gruppe, desto größer der Spaß - kein Wunder also, dass Werwolf in Schulen während der Vertretungsstunden, auf Klassenfahrten u. ä. sehr beliebt ist. So kam mir kürzlich die Idee, zwei 9. Klassen ein eigenes Werwolf-Kartenset gestalten zu lassen - und zwar als Linoldruck.


Das Konzept dahinter ist schnell erklärt: Jeder Schüler wählt eine Karte aus oder bekommt eine Karte zugelost. Neben Dorfbewohnern und zwei bis vier Werwölfen pro Set gibt es je nach Spielvariante eine Reihe Sonderkarten, zum Beispiel Jäger, Amor, Dieb u. v. m.. Dann gestaltet jeder Jugendliche die ihm zugeloste Karte neu, vervielfältigt sie, und am Ende bekommt jeder sein eigenes Kartenset ausgehändigt, mit je einer Karte pro Mitschüler.


Oben: Die Werwolf-Karte von Tristan F. S. (9b; Detail); unten: fertige Kartensets mit verschiedenen Rückseiten


Die Jugendlichen waren von der Idee sofort begeistert. Sie freuten sich darauf, eine eigene Werwolf-Karte zu designen, doch noch mehr freuten sie sich auf das fertige Kartenspiel, das sie mit nach Hause nehmen würden und das eine schöne Erinnerung an ihre Klasse werden sollte.

Doch bevor es losgehen konnte, mussten einige konzeptuelle Fragen geklärt werden: Für welche der vielen Werwolf-Spielvarianten sollten wir uns entscheiden? Wie viele Werwolf- und Sonderkarten würden wir brauchen? Und wie könnte man die Rückseite der Karten gestalten, sodass sie alle einheitlich aussehen?


Beril D. (9b) beim Bearbeiten ihrer Platte


1. Die Qual der Medium-Wahl


1.1. Warum gerade Linolschnitt?

Den entscheidenden Impuls zu diesem Projekt lieferte uns das Werwolf-Kartenspiel von Goods+Gadget, das mir kürzlich in die Hände fiel. Im Gegensatz zu den farbigen Werwolf-Karten von Pegasus oder Zygomatic (vgl. 5.1.) ist diese Variante komplett schwarz-weiß gehalten. In ihrer plakativen Wirkung erinnert sie an traditionelle Hochdrucke mit Holz oder Linol. Und da auf dem Lehrplan des 9. Jahrgangs das Thema Design steht UND meine beiden neunten Klassen - Lockdown-bedingt - noch nie zuvor gedruckt hatten, ergab sich das Thema (Karten-)Design im Linoldruck-Verfahren fast von allein.


Zu dem Kartenspiel von Goods+Gadgets hier klicken.




Ursprünglich war angedacht, alle Kartensets als analoge Linolschnitte zu drucken: Wozu schneidet man schließlich eine Platte aus, wenn nicht, um damit in Serie zu gehen? Doch in der Praxis erwies sich diese Idee als unpraktikabel. Zum einen, weil bei 24 bzw. 26 Schülern (9b / 9c) à jeweils 24 bzw. 26 Karten es am Ende astronomische 1.252 Linoldrucke nötig gewesen wären – Ausschuss nicht mitgerechnet!


Making Of: erste Druckversuche (9b)


Zum anderen haben Schüler auf DinA5-großen Linolplatten gearbeitet. Viel kleiner durfte das Format nicht sein, damit die Motive nicht zu grob ausfallen. Doch selbst dieses relativ kleine Format war für eine Spielkarte viel zu klobig und lag als Druck nicht gut in der Hand. Und dann kam noch das Problem Rückseite hinzu:



1.2. Sonderfall Spielkarten: Rückseiten-Gestaltung

Wie eine Spielkarte von vorne auszusehen hat, war allen mehr oder weniger klar. Doch wie sollte ihre Rückseite aussehen? Schließlich waren identische Rückseiten bei diesem Versteckspiel besonders wichtig, denn die Rollenaufteilung sollte bis zum Ende des Spiels geheim bleiben. Weil die ursprüngliche Idee des analogen Linoldrucks genauso analog geklebte Rückseiten erforderte, habe ich zuerst versucht, unsere Linoldrucke auf unterschiedliche gemusterte Träger aufzuziehen. Doch die zusammengeklebten Karten waren nicht formstabil, ließen sich schlecht in Form schneiden, sahen alles andere als einheitlich aus, und der Verbrauch an Kleber und gemustertem Tonpapier stand in keinem Verhältnis zum Ergebnis.


Rückseiten-Experimente mit verschiedenen Trägern und Klebearten


Also suchte ich Rat in Kunstlehrer-Foren. Danke an dieser Stelle allen Kollegen, die sich an der Diskussion beteiligt haben, fürs Mitdenken und ihre wertvollen Tipps! Danach experimentierte ich mit unterschiedlichen Trägern und Klebearten und ließ die geklebten Karten über Nacht in der Presse trocknen. Doch das Ergebnis blieb unbefriedigend: Laminierte Karten (hinten rechts) sahen wie überdimensionierte Lernkarten aus und hatten eine unangenehme Haptik; das vergleichsweise günstige Material Tapete (hier in Birken- und Betonoptik) wellte sich beim Kleben und hatte nicht die nötige Formstabilität. Etwas besser klappte es mit festem Tonpapier (ab 200 g/qm) in Kombination mit Prittstiften oder Sprühkleber. Diese Variante ist zu empfehlen, wenn man eine kleine Karten-Auflage anstrebt, zum Beispiel nur ein einziges Kartenset zum Privatgebrauch. Doch bei einem Großprojekt wie unserem, bei dem fast 1.300 Karten konfektioniert werden mussten, hätte das Kleben einen enormen Zeit- und Materialaufwand bedeutet, sodass ich mich am Ende ganz gegen das Kleben entschieden habe.


Zuschnitt der Karten an der Schneidemaschine


Stattdessen ließ ich die Schüler ihre Linolschnitte einige Male drucken und ihren besten Druck bei mir abgeben. Zuhause habe ich diese Drucke eingescannt, am Rechner leicht bearbeitet, verkleinert, ausgeruckt, für die gesamte Klasse auf (einseitig) gemustertes Tonpapier fotokopiert und per Schneidemaschine auf das Zielformat von 11 x 8 cm zugeschnitten.

Erwartungsgemäß wirkten diese verkleinerten Karten deutlich raffinierter und filigraner als ihre Vorgänger in DinA5 (21 x 15 cm). Außerdem waren sie nun plan, formstabil und sahen dank ihrem rückseitigen Printmuster vollkommen identisch aus. Bingo!


Original versus Kopie: die Dorfbewohner-Karte von Jonathan S. (9b)


2. Mal eben überschlagen: Materialberechnung

  • Für zwei Klassen à 24 bzw. 26 Schüler werden 1.252 (!) Karten benötigt: 24 Sets x 24 Karten + 26 Sets x 26 Karten - spätestes beim Schneiden merkt man, dass es eine ganze Menge ist!

  • Bei unserem relativ handlichen, von DinA5 (21x 15 cm) auf 11 x 8 cm verkleinerte Karte passten acht Karten auf ein DinA3-Bogen (bzw. 4 Karten auf ein DinA4-Bogen). Somit verbrauchten wir drei DinA3-Bögen (bzw. 6 DinA4-Bögen) pro Schüler.

  • Das von mir bestellte, einseitig gemusterte Tonpapier (270 g/qm; 13 Bögen / Paket à 16,43 €) in 50 x 70 cm ergab pro Bogen zwei DinA3-Blätter (zuzüglich Verschnitt); daher benötigte ich pro Schüler einandhalb 50x70-Bögen, d. h., bei 24 Schülern 3 Pakete à 13 Bögen (= 1,89 € pro Schüler zzgl. Verschnitt, Fehldrucke etc.).

  • Kosten: Für die Tonpapierkosten habe ich pro Schüler 2 € eingesammelt. Linolplatten, -farbe, -messer und Fotokopien fielen dagegen in das Ressort der Kunstfachschaft.


Karte von Yurii H. (9c)


3. Fazit

Die fertigen Kartensets können sich sehen lassen: Mit ihrer kontrastreichen Optik, den individuellen Motiven, Schriften und Rückseiten und der handwerklich sehr sauberen Ausführung sehen sie wie von Profis gestaltet aus. Die Schüler können mit Recht stolz auf sich sein, denn ihre Ideen und Motive haben diese Gruppenarbeit zu einem einzigartigen Kunstwerk werden lassen!

War die Herstellung dieser Kartensets komplizierter als gedacht? Dazu möchte ich mich lieber nicht äußern. Habe ich zwischendurch bereut, mich darauf eingelassen zu haben, um Stunde um Stunde am Rechner und an der Schneidemaschine verbracht zu haben? Womöglich ...

Andererseits hätte man das Projekt auch weniger perfektionistisch angehen können. Zum Beispiel hätte man direkt auf rückseitig gemustertes Papier drucken können, analog und ohne des umständlichen Zwischenschritts am Rechner. Oder die Schüler hätten ihre Karten selbst zuschneiden können, und zwar nicht auf einer Schneidemaschine, sondern ganz old school mit der Schere. Klar, die Karten hätten weniger professionell ausgesehen - aber wir sind ja auch keine Profis! Wer sich also selbst an einem Werwolf-Kartenspiel versuchen möchte, sollte sich im Vorfeld gut überlegen, wieviel Zeit er hineininvestieren möchte und es von vornherein ökonomischer und zeitsparender angehen.


Dorfbewohner: so unterschiedlich werden sie von Jugendlichen wahrgenommen! Karten von Johann B., Beril D., Cisil D., Alexander B., Dilara D., Sophie W., Jan Erik S., Leni C. S., Fabian T., Aijin Z., Annika-Sophie W. (9b), Oli T. M, Juliane P, Elena-Marisa H., Madleen T., Elin K., Maxim S., Lea R. (9c)


 

4. Werwolf-Karten, Schritt für Schritt


Anmerkung: Um Redundanzen zu vermeiden, werde ich im Folgenden nicht alle einzelnen Arbeitsschritte beschreiben, sondern die Fotos für sich sprechen lassen und lediglich ein paar nützliche Tipps und Tricks einstreuen. Alle, die sich von unserem Projekt inspirieren lassen und ihr eigenes Werwolf-Projekt starten möchten: Schickt mir im Anschluss gern eure fertigen Werwolf-Karten per Mail zu, dann veröffentliche ich sie hier im Sinne eines kreativen Austausches und natürlich unter eurem Namen! Bilder und Berichte gern an katia.tangian@gmx.net


Einige der Sonderkarten von Laura J., Emilie L., Phil P., Amelie M., Felicitas R. (9b); Lotta N., Taylan C., Hanna M. S., Luzie N.,  Noa M. K., Sinja J., Zoi C. A., Dion P., Charlotte O., Cinar Ö., (9c)




4. 1. Sonderfall Linolschnitt

Von vorneherein muss klar sein: Linolschnitt ist nicht gleich Zeichnung. Die Schwäche, aber auch die Stärke dieses Materials besteht darin, dass man nicht filigran, mit feinen Linien arbeiten kann. Hier gibt es nur Schwarz oder Weiß, keine Zwischentöne, keine Graustufen. Daher sollte man im Sinne der Materialgerechtheit von Anfang an für eine klare Flächeneinteilung sorgen. Daher empfehle ich beim Einteilen in weiße und schwarze Flächen das Verhältnis von 2 zu 3. Ob es etwas mehr Weiß oder etwas mehr Schwarz wird, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist, dass das Gesamtergebnis ausgewogen bleibt und nicht zu sehr ins Schwarze oder ins Weiße kippt.


Von der Skizze zum Linolschnitt; zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken. Jana F., Dion P., Noa M. K., Marie L. und Luzie N. (9c)



4.2. Komposition

Neben der klaren Einteilung in Flächen und dem weitgehenden Verzicht auf Linien sollte auf die Lesbarkeit, also Nachvollziehbarkeit und Fernwirkung des Motivs geachtet werden. Damit die kleine Karte nicht überfrachtet wirkt, sollte sie ein einziges Schlüsselmotiv aufweisen: formatfüllend (abzüglich Rand und Textfeld), gegebenenfalls mit ein paar zusätzlich kleineren Motiven, falls der Umraum zu leer wirken sollte.

Grundsätzlich erfordert eine Hochdruck-Komposition ein Umdenken: Während man gewohnt ist, mit einem Bleistift schwarze Linien zu ziehen, erzeugt man mit seinem Schneidewerkzeuauf der Linolplatte weiße Linien und Flächen. Bei der Vorzeichnung arbeitet man aber mit schwarzen Linien, also genau umgekehrt. Um später beim Schneiden nicht durcheinander zu kommen, empfiehlt es sich daher, alle schwarzen Flächen schon auf der Skizze deutlich zu markieren oder sogar mit einem Filzstift auszumalen. So kann man beim Schneiden immer wieder einen Blick darauf werfen und sich vergewissern, was schwarz bleiben soll und daher nicht weggeschnitten werden darf.


Zoi C. A. (9c) beim Bearbeiten ihrer Platte


4.3. Spiegelung

Wie bei jedem analogen Druckverfahren wird das Motiv beim Drucken gespiegelt. Das sollten Schüler durchgehend im Hinterkopf behalten – einerseits bei der Schrift (bei welcher nicht nur einzelne Buchstaben gespiegelt werden müssten, sondern die gesamte Buchstabenabfolge, s. Bild unten), andererseits bei der Gesamtkomposition, welche gespiegelt oft ganz anders wirkt als ursprünglich gedacht. Zur Selbstkontrolle empfiehlt es sich daher, seine Vorskizze im Spiegel zu betrachten – oder mit dem Handy oder dem Schul-iPad abzufotografieren und dann zu spiegeln.



 

4.4. Sonderfall Karten-Layout

Damit die Spielkarten ein einheitliches Layout bekommen, wie es bei einem Kartenspiel üblich ist, haben wir im Plenum einige gemeinsame Parameter festgelegt. Dazu gehört, dass alle Platten einen umlaufenden 0,5 cm Rand erhalten. Eine weitere Layout-Konstante war das 4 cm hohe freizulassende Feld, das unten für die Schrift vorgesehen war. Die meisten Schüler haben dieses Feld ausgeschnitten und somit weiß gestaltet. Einige ließen es bewusst stehen, sodass es schwarz wurde. Danach hatten sie entweder mit weißer Farbe die Schrift darauf gedruckt (was weniger deckend, aber auch reizvoll ausfiel); oder sie haben den Schriftzug manuell in die Platte geritzt – natürlich auch hier spiegelverkehrt. Weil nicht jede Schule über so schöne Druckerei-Schriftsätze verfügen (s. unten, 4.10.), ist diese letzte Variante mit der ausgeschnittenen Schrift vermutlich die praktikabelste.


Die Bürgermeister-Karte von Jelle T. (9b) ist eine Wende-Karte. Dafür hat Jelle zwei Komplementärplatten geschnitten: mit einem schwarzen bzw. weißen Schriftfeld. Ryan M. (9c) hat seine Schrift selbst in die Platte geschnitten - spiegelverkeht, versteht sich.



4.5. Übertragung der Vorskizze auf die Linolplatte

Ist die Vorskizze fertig, kann man sie mit Kreppband auf der Linolplatte fixieren und mit Hilfe von Kohlepapier auf die Platte übertragen. Alternativ kann man die Rückseite seiner Skizze mit dem Bleistift grob schwärzen, das ersetzt das Kohlepapier. Wer möchte, kann auch gleich auf die Platte zeichnen. Wenn man einen weichen Bleistift benutzt (und nicht zu fest aufdrückt), kann man die Zeichnung bei Bedarf auch wegradieren. Allerdings ist hier die Gefahr groß, dass man das Spiegeln vergisst.

Bei den Linien – wie zum Beispiel bei unserem 0,5cm dicken Spielkarten-Rand – würde ich empfehlen, sie direkt auf die Platte, mit Bleistift und mit Lineal zu zeichnen. So kann beim Abpausen nichts verrutschen und die gemessenen Abstände sind absolut präzise.


Sinja J. beim Gestalten ihrer Karte  "Blinzelmädchen"


4.6. Linolschnitt

Wenn man noch nie vorher mit einem Linolmesser gearbeitet hat, würde ich raten, mit dem Ausschneiden einer größeren Fläche (zum Beispiel im Hintergrund) zu beginnen, um erst einmal ein Gefühl für das Material zu entwickeln. Mit zunehmender Routiniertheit kann man sich an kleinteiligere Motive heranwagen. Dabei sollte man erst die Umrisse der Flächen, die weiß werden sollen, mit einem feineren (dadurch allerdings oft schwergängigen) Aufsatz "vorzeichnen" und erst dann die Binnenfelder mit einem breiteren Aufsatz freilegen.


Marie L. (9c) beim Schneiden ihrer Werwolf-Karte


4.7. Schnittränder

Es kann passieren, dass man im finalen Druck die Schnitt-Ränder noch sieht. Dies macht meines Erachtens den besonderen Charme des Hochdrucks aus. Wie bei einem gezielt gesetzten Pinselduktus können auch diese Linien die Motivwirkung verstärken. Daher lohnt es sich, im Vorfeld zu überlegen, welche Flächen in welche Richtung freigeschnitten werden sollten.

Puristen wiederum könnten diese Schnitt-Ränder bewusst vermeiden, indem sie ihre weißen Flächen ganz glatt auf eine Höhe schneiden. Im Fall unseres 4cm hohen Schriftfeldes, der ganz weiß bleiben sollte, damit die Lesbarkeit der Schrift gewahrt blieb, haben Schüler mit Krepp-Klebeband gearbeitet: NACH dem Auftragen der Farbe, aber VOR dem Druck klebten sie das leere Textfeld bei jedem Druckvorgang fein säuberlich ab.


Felicitas R. (9b) beim Abmessen des Kartenrandes


4.8. Linoldruck

Da wir nur eine Druckpresse zur Verfügung hatten (und einige Schulen vermutlich gar keine besitzen), haben Schüler mit einer sauberen Walze bzw. mit dem guten alten Handrücken gedruckt. Die Plattenränder sollten sie zusätzlich mit dem Finger nachziehen, um an diesen neuralgischen Stellen weiße Flecken zu vermeiden.

Als Papier benutzten wir einfaches Druckerpapier (80g/qm), das im Vorfeld auf DinA5 zugeschnitten wurde. Je dünner das Papier, desto besser gelingt der Walzendruck (s. oben).


Linolplatte + Farbe + Papier = Druck. Yurii H. (9c), Jan Erik S. und Johann B. (9b)



4.9. Korrektur

Wenn man sich verschnitten hat, dann ist es vorbei: Dann ist schnell ein halbes Auge weg oder eine Umrisslinie unvollständig. Aber zur Not kann man auch mal tricksen und auf dem fertig gedruckten Bild mit einem Pinsel und der Druckfarbe etwas ergänzen, das nicht (mehr) da ist. Von Finelinern, Filzstiften & Co würde ich dagegen abraten: Sie glänzen oft und haben nicht denselben Schwarzton wie die Druckfarbe, sodass man die Korrektur im Nachhinein sieht.

Dies gilt allerding nur für analoge Drucke, die man zum Beispiel im Original ausstellen möchte. Wenn man sie aber, wie in unserem Fall, erst digitalisiert, dann kann man auch zu einem Filzstift greifen – oder sie am Rechner ein wenig retouchieren. Habe ich mal gehört ... Und falls euer Scanner die Einstellung „Schwarz und Weiß“ hat, würde ich diese den Einstellungen „Farbe“ oder „Graustufen“ vorziehen. Dann müssen die Kontraste später nicht manuell erhöht und weiße Felder umständlich bereinigt werden.


Werwölfe unter sich: Ole B., Malik B., Tristan F. S. (9b), Jana F. (9c), Solveig M., Leni S., Tristan F. S., Eloisa S. (9b), Marie L., Henri S., Vasilii D., Lou Z. (9c)



4.10. Schrift

Seitdem ich an meiner Schule bin (und das sind inzwischen 18 Jahre), liegen bei uns auf dem Schrank mehrere massive, sehr schwere Kisten mit Metallbuchstaben. Sie stammen aus einer Druckerei-Auflösung, denn heute werden kaum noch Schriftstücke im Hochdruckverfahren gedruckt. Diese massiven Buchtsaben in unterschiedlichen Schriftarten waren zu schade zum Wegwerfen, aber für den Unterricht als loses Sammelsurium auch nicht zu gebrauchen - bis jetzt! Denn als unser Werwolf-Projekt konkrete Formen annahm, fielen mir die Kisten auf dem Schrank wieder ein. Doch wie sollte man sie zu einem Wort zusammenmontieren, um nicht jeden Buchstaben einzeln drucken zu müssen?

Nun. Der beste Freund des Kunstlehrers ist bekanntlich der Baumarkt-Mitarbeiter, und meiner hatte eine fantastische Idee: Man nehme eine kleine Einhandzwinge, klemme die Buchstaben hinein, und fertig ist der individualiserbare Ein-Wort-Stempel.


Damit die Buchstaben beim Einklemmen nicht verrutschen, einfach einen festen, geraden Gegenstand von hinten gegendrücken (hier die Schachel des Linolmessers). Einhandzwingen mit kleinen Spannweiten findet man im Baumarkt oder beispielsweise hier.


4.11. Gemustertes Tonpapier als Träger

Bevor der Kartendruck in Serie ging, probierte ich alle möglichen Tonpapiere mit einem einseitigen Muster-Print (für die Karten-Rückseite) aus. Dieses sollte eine relativ hohe Grammatur haben, also ab 180g/qm aufwärts, damit die Karte fest und stabil blieb und nichts durchschimmerte. Außerdem passte m. E. ein schwarz-weiß gemusterter Kartenrücken besser zur Linoldruck-Optik unserer Karten, als sein farbiges Pendant. Nach langer Recherche fand ich im Netz genau EIN Fabrikat, das diesen Anforderungen entsprach, s. hier. Solltet ihr weitere schöne Angebote finden, schickt sie mir gern zu, damit ich sie ebenfalls verlinken kann.

Das von mir benutzte Tonpapier hatte das Format von 50 x 70 cm, sodass ich es erst in kleinere DinA3-Formate zuschneiden musste, damit es in den Kopierer passte. Dabei sind massenweise Papierstreifen von 18 bis 20 cm Breite entstanden; diese lassen sich aber gut für andere Kunstprojekte verwerten, zum Beispiel um mit kleineren Klassen Memory-Karten mit Fineliner zu gestalten.

Nach diesem ersten Zuschnitt wurden die Karten à 8 Stück pro DinA3-Bogen am Kopierer ausgedruckt (bitte den Kontrast voher erhöhen). Anschließend wurden die Karten an einer Schneidemaschine auf die Zielgröße zugeschnitten - immer schön dem schwarzen Kartenrand entlang. Und schließlich waren 24+26=50 Kartensets fertig. Mögen sie nun viele Jugendliche am Lagerfeuer und in den Vertretungsstunden erfreuen und in Ehren gehalten werden!


Motivkarton Schwarz - Weiß sortiert, 50 x 70 cm, 270 g/qm, 13 Bogen mit unterschiedlichen Designs, zu beziehen etwa bei Amazon


5. Alles auf einen Blick: eine kleine Linksammlung


5.1. Die Werwölfe von Düsterwald: die Geschichte

Zur Geschichte des 2001 in Frankreich erfundenen Kartenspiels ("Les loups-garous de Thiercelieux" von Philippe des Phallières und Hervé Marly) gibt es einen eigenen Wikipedia-Artikel



Doch die Grundidee des Spiels ist noch um einiges älter: Sie geht auf das Gesellschaftsspiel Mafia zurück, das 1986 von Dimitry Davidoff in Russland erfunden wurde. Das Spiel handelt vom Kampf zwischen ehrlichen Bürgern und kriminellen Mafiosi, wobei es vor allem auf Diskussionen zwischen den Mitspielern basiert (s. Wikipedia).


Vorläufer der Werwölfe: Mafia (Original von 1986; hier zeitgenössische Spielvarianten)




5.2. Werwolf: die Spielregeln

Unter diesem Link findet man eine Werwolf-Spielanleitung, wobei es inzwischen viele andere Spielversionen und Sonderkarten gibt, die das Spiel erweitern und variationsreicher machen. Hier werden einige Erweiterungskarten vorgestellt, und unter diesem Link kann man eine Spiel-Rezension sowie weitere Spielvarianten einsehen.


5.3. Spielkarten im Hochdruckverfahren: Holz- und Linolschnitt

Auf seiner Homepage stellt Peter Endebrock verschiedene künstlerisch gestaltete Kartensets vor, darunter auch ein 1930 entstandene, als Linoldruck angefertigte Skat-Spiel von einem Künstler aus Hannover. Hier sind ein paar Bildbeispiele und der Link.



Die australische Künstlerin Jessica Benhar dokumentiert die Herstellung ihrer Linolschnitt-Karten auf Fotos und Videos; hier der Link.



5.4. Linolschnitt: eine technische Einführung


Hier ist eine absolut niedrigschwellige, basale Einführung in die Technik, die das Horst-Janssen-Museum in erster Linie für Kinder erstellt hat - aber auch Jugendliche und Erwachsene können daraus einiges lernen.



... und wem das Ganze zu brav ist, der kann sich die etwas wildere Tutorial-Variante von "Bill Making Stuff" anschauen: Das, was am Anfang nach heillosem Chaos aussieht, führt am Ende doch noch zu einem soliden Ergebnis.




Und zum Schluss nochmals vielen Dank an alle Schülerinnen und Schüler der 9b und 9c des Ratsgymnasiums Stadthagen fürs Mitmachen mit so viel Kreativtät, Herzblut und Durchhaltevermögen!


Efe C. (9c): So kann man einen Bürgermeister also auch betrachten!


Beipackzettel zu unseren beiden Kartensets mit (anonymisierten) Schülerlisten und Kartenzuordnung. Bewusst als Word-Dokument hochgeladen, damit ihr sie herunterladen und als Matrix für euer eigenes Spiel-Projekt benutzen könnt:




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